Um unseren Pferden etwas bei zu bringen, benutzen wir in der Regel eine Belohnung oder Bestrafung. Doch wirken diese Maßnahmen auch immer so, wie beabsichtigt und macht das Pferd schlussendlich wirklich was es soll?
(Hier ein Beispiel für schlechtes Timing: Vor ein paar Jahren wollte ich meinem Pferd beibringen seine Hufe zu geben, wenn ich meine Hand auf sein Bein legte. Damals habe ich noch keinen Clicker benutzt, also war das optimale Timing für die Belohnung ziemlich schwierig.
Ich habe also ein Leckerli als Belohnung gegeben. Mein Pferd gab seinen Huf und ich habe sein Bein wieder abgesetzt, um ihm so schnell wie möglich das Leckerli zu füttern. Kurz bevor ich das allerdings machen konnte, leckte er mir aus Versehen durch mein Gesicht und erst danach packte er das Leckerli.
Dreimal darfst du raten, was danach passierte...
Immer wenn jemand zu nah mit seinem Gesicht am Kopf meines Pferdes stand, streckt er seine Zunge für ein "Küsschen" heraus. Er hat also nicht gelernt seine Hufe zu geben, sondern Menschen durchs Gesichts zu lecken. An Hand dieses Beispiels kann man sehen, wie schnell man einem Pferd etwas falsches beibringt, wenn das Timing nicht optimal ist. Mit einem Clicker hätte ich direkt ein zeitlich passendes Signal geben können und dann immer noch genügend Zeit gehabt entspannt nach vor zu gehen, um ihm ein Leckerli zu geben.)
Ein weiterer Vorteil des Clickers ist, dass er immer auf die selbe Art und Weise klickt. Unsere Stimme ändert sich bewusst oder unbewusst und gibt so verschiedene Signale an das Pferd. Zu Beginn des Trainings ist man zum Beispiel voller Energie und enthusiastisch. Also spricht man schneller. Nach und nach verändert sich die Stimme, weil man zum Beispiel müder wird. Für ein Pferd ist der genaue Ton der Stimmer aber gerade so wichtig. In einem anderen Ton kann es dich nicht mehr so gut verstehen und zuordnen, was es nun zu tun hat. Der Clicker klinkt immer gleich, egal welche Tonlage deine Stimme gerade einnimmt.
Aber wie versteht mein Pferd, was der Clicker bedeutet?
Bevor du mit dem Clicker Training beginnst, musst du deinem Pferd erst das Clicker-Signal zeigen und ihm beibringen, was es bedeutet. Meistens benutzt man kleine Leckerlis oder Möhrenstücke, um dem Pferd das positive Signal des Clickers näher zu bringen. Die meisten Pferde verstehen dies sehr schnell. Du lässt dein Pferd zum Beispiel einen Eimer mit seiner Nase berühren, führt es diese Übung gut aus, klickst du direkt und gibst dann schnell ein Leckerli. Das wiederholst du so oft, bis er verstanden hat, dass ein Berühren des Eimers ein Klick hervorruft und dass dann ein Leckerli folgt. Jetzt hat das Training begonnen!
Wofür würde ich den Clicker benutzten?
Ich finde den Clicker einfach toll, um meinem Pferd neue Dinge beizubringen. Außerdem verbindet das Pferd seine positiven Gefühle auch mit dir und wird motiviert mit dir arbeiten wollen. Dein Pferd wird also nicht nur gut erzogen und lernt tolle Tricks, sondern ist auch stets neugierig und motiviert. Wenn du einmal die Basis geschaffen hast, kannst du deinem Pferd praktisch alles beibringen. Es ist egal, ob es sich dabei um Sitzen oder Apportieren handelt.
Ich will meinem Pferd gar nicht beibringen zu sitzen oder zu apportieren! Hab ich dann überhaupt etwas von dem Clicker?
Der Clicker ist für jeden geeignet. Wenn wir zum Beispiel an alltägliche Dinge denken, wie das Stehen bleiben beim Aufsteigen, Hufe geben oder das Stillstehen am Waschplatz. All diese Dinge kann man dem Pferd mit Hilfe eines Clickers beibringen. Auch größere Projekte, wie zum Beispiele das Einreiten können leichter und sicherer erlernt werden. Probiere es aus und sie selbst wie dein Pferd neugieriger und motivierter wird und gerne neue Dinge mit dir lernt.
(Beispiel: Ich habe meine eigene Stute auch mit Hilfe des Clickers eingeritten. Als sie 11 Jahre alt war, wurde sie von ihrem ersten Besitzer zu einem Händler gegeben. Sie ist zuvor noch nie alleine gewesen und musste wie ein Fohlen erstmal abgesetzt werden. Sobald sie nicht in der Nähe der Herde war, konnte man nicht mehr mit ihr arbeiten. Sie war aufgeregt und konnte sich nicht mehr konzentrieren. Das Einreiten wurde dadurch sehr gefährlich. Sie konzertierte sich nicht auf das Geschehen und merkte deshalb nicht, dass sich jemand auf sie gelehnt hatte. Als dann plötzlich jemand auf ihr saß, erschreckte sie sich. Sie wurde panisch und rannte ungebremst weg. Nicht einmal ein Zaun konnte sie stoppen. Deshalb war es auch kein Wunder, dass dieses Pferd sofort gestresst war, sobald man nur eine Longe in die Hand nahm. Wie sollte sie dann erst lernen entspannt unter dem Reiter zu laufen?
Wir haben es deshalb ganz anders angepackt. Ich habe damals mit dem Clicker-Training begonnen und es geschafft nach 2 Monaten ohne Hilfe sicher aufzusteigen. Sogar ruhiges Schritt reiten und traben hat geklappt. Wenn kein anderes Pferd in der Nähe war, konnte man ihre Anspannung zwar immer noch spüren, doch mit der Zeit wurde auch das besser. Sie entwickelte sich zu einem motivierten und neugierigen Pferd, dass mit jedem Training gute Erfahrungen machte und so lernte, was von ihr verlangt wurde.)